(26.07.2014, von Christa Ansel)
Zusammenarbeit von Wendlingen, Köngen, Wernau, Unterensingen und Oberboihingen sichert schnelle und professionelle Hilfe
Die Feuerwehren im Landkreis arbeiten ehrenamtlich. Das heißt, die Männer und Frauen sind beruflich ganz anders orientiert und nicht alle sind tagsüber einsatzbereit. Da kann es schon mal eng werden, vor allem, wenn spezielle Einsatzkräfte gebraucht werden. Die Feuerwehren Wendlingen, Köngen, Wernau, Unterensingen und Köngen arbeiten deshalb eng zusammen.
Die Kommandanten der Wehren im Neckartal geben für Wendlingens Stadtoberhaupt ein „beeindruckendes Beispiel für bestmögliche Kooperation“. Im Bild die Kommandanten (von links) Hartwig Seidl (Oberboihingen), Herbert Wanke (Köngen), Markus Wereb (Unterensingen), Rainer Märsch (Wernau), Miroslav Jukic (Wendlingen). sel
Mancher Bürger aus den fünf Kommunen mag sich darüber schon gewundert haben: wird die Feuerwehr gerufen, kommt in der Regel nicht nur die örtliche Wehr an den Einsatzort, sondern auch Abordnungen benachbarter Wehren. Das erfolgt nach einem mit hohem Aufwand ausgetüftelten Einsatzplan, an dem die fünf Kommandanten intensiv gearbeitet haben. Ziel dieser neuen interkommunalen Zusammenarbeit der Freiwilligen Feuerwehren aus Wendlingen, Köngen, Wernau, Unterensingen und Oberboihingen ist es, unkompliziert, schnell und hoch professionell dort zu agieren, wo Hilfe gebraucht wird.
Gesellschaftliche Veränderungen bleiben auch in den Reihen der Wehren nicht aus, in denen Männer und Frauen ehrenamtlich Dienst leisten. Beruflich ist der eine oder andere so gebunden, dass er tagsüber nicht ohne Weiteres die Arbeit verlassen kann, um im Ernstfall als Aktiver der Feuerwehr auszurücken. Wohn- und Arbeitsort sind selten identisch. Für den Dienst bei der Feuerwehr hat dies Konsequenzen. Vor allem Fachleute, beispielsweise Atemschutzträger, die einer besonderen Ausbildung genauso bedürfen wie einer stabilen Gesundheit, sind für Einsätze tagsüber knapp.
Enge Zusammenarbeit sichert schnelle und professionelle Hilfe
Folgerichtig arbeiten die fünf Wehren der Raumschaft seit Jahresbeginn eng zusammen. Das gewährleistet schnelle Hilfe, eine hohe Tagesbereitschaft und dient schließlich der eigenen Sicherheit der Feuerwehrleute. Gerade die Arbeit der Atemschutzträger, die im Brandfall aus verrauchten Räumen Menschen retten müssen, ist alles andere als leicht.
Also haben sich die Kommandanten der fünf Wehren schon vor zwei Jahren zusammengesetzt und das Projekt, Atemschutzträger gemeinsam auszubilden, fortentwickelt. An einer gemeinsamen Alarm- und Ausrückeordnung der Wehren wurde getüftelt. Welche Wehr rückt wann in welchem Fall aus? Welche Fahrzeuge und Mannschaften sind in welchem Fall erforderlich? Alle denkbaren Einsätze wurden durchgeplant. Entstanden ist ein hoch professionelles Alarmnetz, das Hilfe gezielt möglich macht.
Der Rettungsleitstelle in Esslingen liegt dieser eng verzahnte Einsatzplan vor. Die Mitarbeiter dort sehen auf einen Blick, wer wann zu alarmieren ist. Die Praxis in den ersten Monaten hat gezeigt: die Zusammenarbeit funktioniert bestens. Genauso wie die mit den Stützpunktfeuerwehren in Kirchheim und Nürtingen.
Was bei den Feuerwehren heute zählt, ist hohe Professionalität. Und die funktioniert im Team allemal besser. Grenzen zwischen den Nachbarwehren gibt es nicht mehr. Konkurrenzdenken hat keinen Platz. Man kennt sich, kann sich aufeinander verlassen. Das ist wichtig bei Einsätzen, die immer komplizierter und anspruchsvoller werden, immer mehr Spezialwissen abverlangen. Ganz zu schweigen von der psychischen Belastung, denen die Einsatzkräfte ausgesetzt sind. Und dann ist da noch die Pflicht zur Dokumentation und die zunehmende Praxis, sich nach dem Einsatz beispielsweise gegenüber Versicherungen für den Ablauf des Einsatzes rechtfertigen zu müssen. Da wird schnell mal vergessen: hier leisten Männern und Frauen professionelle Arbeit freiwillig und ehrenamtlich.
Das Zusammenrücken der fünf Wehren, vor allem deren Kommandanten, hat viele positive Seiten: Man hilft sich auf kurzem Weg. Das ist wichtig, schließlich sind die fünf Wehren für rund 47 000 Menschen verantwortlich, die in Wendlingen, Wernau, Köngen, Unterensingen und Oberboihingen zu Hause sind.
„Beeindruckendes Beispiel für bestmögliche Kooperation“
Bürgermeister Steffen Weigel, Wendlingen Wendlingens Bürgermeister Steffen Weigel freut sich über die interkommunale Zusammenarbeit der Feuerwehren im Neckartal: „Damit ist die dauerhafte Einsatzbereitschaft am Tage in jedem Fall gesichert und die Ressourcen werden so effizient wie möglich genutzt. Durch das hervorragende Miteinander insbesondere der Wehrführungen geben die Feuerwehren ein beeindruckendes Beispiel für bestmögliche Kooperation, die wir auch auf anderen Gebieten zukünftig noch stärker ausbauen sollten.“
So sieht das auch Oberboihingens Bürgermeister Torsten Hooge, der die Wehren auf einem guten Weg sieht und sich wünscht, dass diese Zusammenarbeit auch auf andere Bereiche ausgedehnt werden kann.
Für Unterensingens Bürgermeister Sieghart Friz ist der Blick der Wehren über den eigenen Kirchturm hinweg gut und zeitgemäß. Er ist überzeugt, dass diese jetzt gestartete ene Zusammenarbeit wachsen, sich die Kooperation bewähren werde, ohne dass die Freiwilligen Feuerwehren ihre Eigenständigkeit als „wichtigem Faktor der örtlichen Gemeinschaft“ aufgeben.
Die Zusammenarbeit der Neckartalwehren gewährleistet in den Augen von Köngens Hauptamtsleiter Gerald Stoll nicht nur die Tagespräsenz der aktiven Feuerwehrangehörigen. Sie habe Vorteile in vielerlei Hinsicht und werde von der Kommune nur unterstützt.
Wernaus Bürgermeister Armin Elbl findet die Zusammenarbeit der Wehren eine „tolle Sache“, zumal sie nicht von oben diktiert wurde, sondern auf die Initiative der Kommandanten der fünf Wehren selbst zurückgeht. Elbl sieht darin die Zukunftsperspektive zur Sicherung der Einsatzbereitschaft der Freiwilligen Feuerwehren.
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